
Neulich bin ich an diesem absterbenden Baum vorbei spaziert, dahinter ein riesiger Asthaufen. Von der anderen Seite des Haufens blickte aus einiger Distanz ein Neuntöter zu mir herüber. Der Vogel mit der charakteristischen Zorro-Maske wird als potentiell gefährdet eingestuft. Einerseits, weil sein Lebensraum (niedrige Hecken mit Dornensträuchern) der Landwirtschaft weichen muss, andererseits weil es für ihn weniger zu essen gibt als früher. Auf seinem Speiseplan stehen nämlich Insekten und diese haben allein in den letzten Jahrzehnten bis zu drei Viertel ihrer Biomasse eingebüsst! Der Neuntöter ernährt sich unter anderem von grossen Käfern, die er gern auf Dornen aufspiesst, um sie als Vorrat zu halten.
Wer für den gefiederten Zorro das Buffet anrichten will, braucht Totholz im Garten, denn viele Käfer fressen als Larven die Rinde oder das Holz toter Sträucher und Bäume. Dazu können wir einfach einen Wurzelstock oder einen Baumrugel an eine sonnige, trockene Stelle legen. Am besten platzieren wir noch Steine darunter, so dass das Holz den Boden nicht berührt und nicht zu schnell verrottet.
Wie man einen Asthaufen anlegt, beschreibt Markus Gastl in seinem «Ideenbuch Nützlingshotels» (S. 54):
«Schichten Sie zuerst alle grösseren Äste und eventuelle Stammstücke aufeinander. Darüber legen Sie viele feinere Äste. Die Form und Biegung der Äste nutzen Sie für den [stabilen] Aufbau. […] Steigen Sie [immer wieder] auf den Haufen und komprimieren ihn, indem Sie darauf Trampolin springen. […] Über die Jahre sackt die Reisigkonstruktion in sich zusammen, Sie können also immer wieder Ast- und Zweigmaterial nachlegen.»
Insektenfreund:innen können den Termin von Häckseldienst und Grünabfuhr also getrost verschlafen!