Cool, aber gefährdet: Schwebfliegen

Spätestens seit dem Film «More than honey», der sein zehnjähriges Jubiläum feiert, ist vielen von uns klar, wie wichtig Bienen für uns Menschen sind. Ohne ihre unermüdlichen Flüge von Blüte zu Blüte wären wir in der Landwirtschaft total aufgeschmissen. Honigbienen bestäuben etwa 15 Prozent unserer Blütenpflanzen. Das ist beachtlich, doch wer bestäubt eigentlich den ganzen Rest? Tatsächlich gibt es weltweit über 100’000 Arten (darunter auch Vögel und Säugetiere), die Blütenpollen übertragen. Zu ihnen gehören auch die Schwebfliegen.

Schwebfliegen mögen Doldenblütler. Wenn wir also das nächste Mal Karotten, Fenchel oder Stangensellerie mit Petersilie, Kümmel oder Dill würzen, wäre ein Dank an die Adresse der Schwebfliegen angebracht.

Schwebfliegen, wie beispielsweise die Mistbiene, sind in punkto Coolness nicht zu überbieten. Wenn man einer Spezies angehört, die sich schon seit 50 Millionen Jahren auf unserem Planeten behauptet, hat man wohl allen Grund, gelassen zu sein. Die Mistbiene lässt sich nicht mal von möglichen Fressfeinden aus der Ruhe bringen. Sie verlässt sich voll und ganz auf ihre clevere Maskerade: sie hat nämlich ihr Aussehen der wehrhaften Biene angeglichen.

Mistbienen übernehmen auch weitere wichtige Funktionen in der Natur. Als Larven filtern sie faulende Pflanzenteile und Bakterien aus dem Wasser. Als Imagines (erwachsene Tiere) fliegen sie im Herbst in den Süden und ernähren viele Zugvögel.

Die südwärts ziehenden Schwebfliegen werden seit 1970 in der Schwäbischen Alb gezählt. Die Daten der Forschungsstation «Randecker Maar» sind beunruhigend: in den 2010er-Jahren wurden dort bis zu 97 Prozent weniger Schwebfliegen gesichtet als zum Anfang der Zählungen. Leider gibt es noch viel zu wenig derartige Studien. Bis jetzt wurde nämlich von weniger als einem Prozent der uns bekannten Insektenarten der Bedrohungszustand untersucht (bei den Säugetieren sind es 100 Prozent)!

Wenn wir ein schwebfliegenfreundliches Leben führen möchten, verzichten wir zuallererst auf Pflanzenschutzmittel im eigenen Garten. Diese Gifte schädigen Schwebfliegen sowohl direkt, durch Vergiften, als auch indirekt. Sie dezimieren nämlich auch Insekten, die sogar noch entspannter sind als Mistbienen und die Erde seit 200 Millionen Jahren bewohnen: Blattläuse sind für viele Schwebfliegenlarven eine lebenswichtige Nahrung. Damit Schwebfliegen zu Essen haben, verzichten wir am besten auf Früchte, Gemüse und Getreide, bei deren Anbau Pestizide eingesetzt werden. Oder einfacher formuliert: wir essen Bio-Lebensmittel.

Die Mistbiene schlägt so schnell mit den Flügeln, dass sie in der Luft stillstehen kann. Wie cool ist das denn?!