Vor einigen Wochen ist im «Magazin» ein wichtiger Artikel über Gülle erschienen, der auch deren Auswirkungen auf die Insekten thematisiert. Die Autorin Claudia Keller regt an, unseren verklärenden Blick auf grüne Wiesen zu hinterfragen:
«Die sprichwörtlich saftig grüne Wiese war für mich ein Symbol dafür, dass wir in der Schweiz noch in Einklang mit der Natur leben, ganz so wie es die Bilder der Milch-Werbung suggerierten. Es ist noch nicht so lange her, dass ich beim Aufstieg zum Aubrig erfuhr: Die Wiesen sind so grün wegen der Gülle. Und: Grüne Wiesen sind für die Artenvielfalt eine Katastrophe.»
Wo Gülle ausgetragen wird, entstehen lebensfeindliche Orte. In diesen «grünen Wüsten» überleben nur wenige Gräser, die für Insekten nutzlos sind.
Ein weiteres Problem spricht der «Magazin»-Artikel an: Kuhfladen von mit Antibiotika und Wurmmitteln behandelten Kühen sind für Mistkäfer und Co. tödlich.
Wer ein insektenfreundlicheres Leben führen möchte, kommt also nicht darum herum, seinen Konsum von Fleisch- und Milcherzeugnissen zu überdenken. Denn die Nachfrage beeinflusst, wie viele Tiere gehalten werden und wie viel Gülle anfällt.
Die grösste Wirkung erreichen wir sicherlich mit einer veganen Ernährung aus biologisch und lokal produzierten Lebensmitteln.
Das Mindeste, was wir tun können, ist es, Milch und Fleisch von verantwortungsvollen Kleinbäuer:innen zu beziehen, die nur wenige Tiere auf grossen Flächen halten – aus ökologischer Sicht verträgt es eine halbe Kuh pro Hektare Weideland. In einigen Betrieben sind die Tiere ausser im Winter immer auf der Weide (Vollweide-Haltung), wodurch weniger Gülle entsteht. Auf Demeter-Höfen wird die Gülle mit Präparaten behandelt, bevor sie ausgetragen wird. Auch werden Antibiotika nur im Notfall eingesetzt.
Grundsätzlich gibt es aus Insektensicht nichts einzuwenden gegen einen schönen Fladen einer gesunden Kuh!

Aus ökologischer Sicht zutreffend: Eine Kuh macht «muh», viele Kühe machen Mühe.